Am letzten Wochenende gab es in Berlin ein mittelgroßes Twittertreffen, das #BERTHA.

Im Gegensatz zum #Koellesterin, welches am kommenden Wochenende stattfindet, ist das #BERTHA keine geschlossene Veranstaltung. Das heißt, dass man sich als Twitterer – erkennbar durch einen Aufkleber mit Twitternamen und Ava – spätestens beim Bier holen an der Bar, durchaus auch mal einem Nicht-Twitterer gegenübersieht.

Man kommt ins Gespräch: „Was habt ihr denn hier für eine Veranstaltung?“ „Ein Twittertreffen.“ „Also da treffen sich Leute aus dem Internet, die man gar nicht kennt?“ „Naja, einige kennt man schon, andere nur vom Lesen.“ Und spätestens in dem Moment gucken einen die Leute an wie einen komplett durchgeknallten Nerd.

Dann kommen die üblichen Erklärungsversuche a la „Du hast doch bestimmt Facebook. Da sind ja hauptsächlich Leute, die man kennt. Und bei Twitter sind halt Leute, die man nicht kennt und man will da eigentlich auch keine Leute aus seinem Umfeld haben.“ Dann immer die obligatorische Frage: „Also unterhält man sich da mit Fremden?“ „Nein, denn Twitter ist kein Chat. Aber man unterhält sich schon ab und zu.“ Es ist kompliziert.

Einerseits möchte man versuchen, den Leuten Twitter zu erklären, aber andererseits will man das eigentlich nicht, denn die Muggel werden es eh nicht verstehen und am Ende melden die sich noch bei Twitter an und folgen Dir und kommentieren jeden Tweet von Dir und das will man ja nun Ü-BER-HAUPT-NICHT!einself!

Warum also doch mit Nicht-Twitterern diskutieren? Um sein „Hobby“ auch ein Stück weit vor sich selbst zu rechtfertigen? Um nicht als der Nerd dazustehen, den das Gegenüber in einem sieht? Oder einfach, weil man ja durchaus ein kommunikativer Mensch ist, der sich ganz normal mit Menschen von Angesicht zu Angesicht unterhalten kann und es auch irgendwie unhöflich wäre, nicht zu antworten UND AUSSERDEM HAT DER BARKEEPER WOHL DAS BIER VERGESSEN ODER WAS???

Am Ende stößt man dann mit dem Muggel an und geht wieder getrennte Wege und hofft, ein bisschen was für die Völkerverständigung getan zu haben.

Nun gibt es ja auch bei Twitter unterschiedliche Nutzer. Einige stoßen quasi im Minutentakt irgendwelche witzigen oder pseudowitzigen Tweets aus. Einige schreiben täglich einen oder zwei wohldosierte Tweets, entweder über ein gerade aktuelles Thema, oder – sollte es gerade keins geben – über irgendwas, was immer geht, Kaffee, Einhörner, Nutella, etc. Andere nutzen Twitter wie ein Tagebuch und schreiben ALLES rein. Kaffee, Kippe, Kacken, Essensplan, Einkaufsliste, Schlafen, Aufstehen, Kopfschmerzen, ALLES halt. Andere nutzen Twitter tatsächlich als Businessplattform, die sind mir aber suspekt und gehören nicht hierher, meine Meinung, geht zu XING ey!

Letztendlich gibt es nicht DEN Twitter-User. Es gibt Leute mit gemeinsamen Themen, die manchmal einer Meinung sind (oder auch nicht) und sich deshalb gegenseitig folgen (oder auch nicht).

Was aber auch immer mal wieder vorkommt: Aufreger! Was hatten wir nicht alles in letzter Zeit: Fakeaccounts! Menstruationstassen! Immer wieder Trump. COVFEFE! Und Tweetklau. Und Trash-TV (gerade läuft wieder Schwiegertochter gesucht und manche gucken das und manche nicht und alles ist ganz schlimm (oder auch nicht) und darf man die armen Leute so vorführen aber lustig isses schon naja egal).

Nicht zu vergessen der ewige Kampf um die korrekte Bezeichnung von Lebensmitteln. Bouletten (mit oder ohne o, da geht es ja schon los!), Frikadellen, Fleischpflanzerl (ernsthaft jetzt?), Berliner, Pfannkuchen, Krapfen (ERNSTHAFT JETZT?), Schrippen, Brötchen, Semmeln (Come on!). Und dann Rosinen, Kapern, Rosenkohl & Co. – Themen, die nie, wirklich NIE langweilig werden!

Es gibt einfach keine Anleitung für RICHTIGES Twittern. Und wenn jemand auf einen Fakeaccount reinfällt, sollte das unter Erfahrung abgebucht werden, Haken dran, weitermachen. Endloses Aufregen bringt hier ungefähr so viel wie politische Diskussionen, jemanden von den Vorzügen von Nusspli gegenüber Nutella zu überzeugen oder einen Impfgegner zu bekehren. Wegblocken, Lächeln und winken.

Und wenn nun plötzlich das Thema Menstruationstassen hochkocht – auch gut. Ich fand die Vorstellung am Anfang auch irgendwie eklig, aber je länger man (Frau) darüber nachdenkt, ist das doch im Großen und Ganzen eine gute Sache. Wiederverwendbar, kostensenkend, nachhaltig.

In diesem Sinne – twittert, wie ihr wollt, striegelt euer Einhorn und alles wird gut.

Euer Bumsi

Twitter how-to

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